C.G. Jung Gesellschaft Berlin
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Lektüreseminar; 11. und voraussichtlich letzter Termin: »Libido bei C.G. Jung«; GW 5 »Symbole der Wandlung«

15. Mai 2022 - 11:00 Uhr
Evangelisches Kirchenforum Stadtmitte an der Parochialkirche, Klosterstr. 66, 10179 Berlin
Referent: Dr. Volker Hansen und Dr. Veronika Veltkamp

Anmeldung über post@jungberlin.de  ist erforderlich, weil z. Zt. nicht ausgeschlossen ist, dass wir noch umdisponieren.

Im abschließenden Kapitel („Das Opfer“) kehrt Jung zurück zur Krankheitsgeschichte von „Miss Miller“: Die Patientin phantasierte sich einen einseitig geistigen Animus, der folglich dem Untergang geweiht ist; denn der konkrete, <allzu-menschliche> Trieb, mit dem „ein Mädchen seinen Helden und ein Jüngling seine Seele in tastbarer Wirklichkeit findet“ (S. 502), ist von ihr preisgegeben, – geopfert. – Opfer bedeutet Wandlung der Libido. – Den geistigen Trieb versteht sieht Jung als „ebenso natürlich .. wie den Hochzeitsflug der Insekten“ (S. 503), – und er zieht hier wieder Faust („der eine und der andere Trieb“, „zwei Seelen ..“) heran. – Es geht dann nochmal darum, dass im Alter die Libido „den endlichen Untergang auch will“ (S. 505).

Im Weiteren stellt Jung seinen final orientierten „Entwicklungstrieb“ der „Inzestschranke“ Freuds gegenüber: „Es kann also gar nicht das Inzestverbot gewesen sein, was die Menschen aus dem psychischen Urzustand der Nichtunterscheidung herausgetrieben hat, sondern es war der dem Menschen eigentümliche Entwicklungstrieb, .. .“ (S. 530) Und: „Der sogenannte Ödipuskomplex mit seiner Inzesttendenz verwandelt sich auf dieser Stufe in den Jona-Walfisch-Komplex, ..“ (S. 532). Hier knüpft er an die „pränatale“ Regression und an die „anthropoide Seele“ (S. 420) oder „Halbtierseele“ (S. 421) an, die zurückreicht zur „Urwelt der archetypischen Möglichkeiten“ ($. 422), – also zum kollektiven Unbewussten. –  (Die Erfahrung, wie wir mit dieser seelischen Ebene durch unsere leibliche Empfindungsfunktion verbunden sind, vertieften wir beim zurückliegenden Workshop „Atmung – Stimme“. Mit jedem Atemzug können wir das Eintauchen bis zum tiefen „Wendepunkt“ und den folgenden Aufschwung spüren.)

Die archetypische „Nachtmeerfahrt“, die  Suche nach Erneuerung der Lebensenergie, hat Jung ins gemeinsame Zentrum von Psychologie und Religion gestellt. Er führt uns dazu wieder zum Ort des Opfers (Kreuzungspunkt): „Die Darbringer des Opfers kommen in jene engste Spalte, .. an jene Stelle, wo sich die Schalen des Welteies vereinigen und zugleich geschieden sind“ (S. 535), – an den Balancepunkt zwischen Bewusstem und Unbewusstem, wo mit der transzendenten Funktion die selbstregelnde Kompensation der Triebseiten erfolgt, wo die Introversion die Extraversion ablöst, – oder auch wo „menschliche Kühnheit das Wesen der Welt als Veranschaulichung eines göttlichen Traumes spekuliert“.   (S. 544) – Immer wieder müsse „der Ritus der Lebenserneuerung ausgeführt werden“ (S. 546). Das gilt auch für das christliche Mysterium. – „Im Opfer verzichtet das Bewusstsein auf Besitz und Macht zugunsten des Unbewussten. Dadurch wird eine Gegensatzvereinigung ermöglicht, deren Folge in einer Energieauslösung besteht.“ (S. 546)

Schließlich kommt Jung noch zu einem kritischen Kultur-Überblick: „.. weil das Bewusstsein sich zu weit von seinen Wurzeln entfernte, der Götter Mächte vergaß, ohne welche alles Leben verdorrt ..“ . (S. 546) „Dadurch tritt schließlich die entgegengesetzte Gefahr ein, dass das Bewusstsein sich nämlich von seiner instinktiven Basis abtrennt und den bewussten Willen an die Stelle der natürlichen Impulse setzt.“ (548 f.) „Der Versuch muss gewagt werden .. “, schreibt er 1950. Und: „Dieses Ideal bedeutet eine harte Schulung, welche nicht umhin konnte, den Menschen seiner eigenen Natur und der Natur überhaupt in hohem Maße zu entfremden.“ (S. 549) – Hier wird zu prüfen sein, wie weit dieser „Versuch“ heute auf der Kippe steht.

Kostenbeitrag 10 / 8 / 5 €  (Gäste/Mitglieder/Studierende und Erwerbslose)

Ort: Evangelisches Kirchenforum Stadtmitte an der Parochialkirche, Klosterstr. 66, 10179 Berlin, U Klosterstraße, U/S Jannowitzbrücke

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