Lektüre Seminar mit Vortrag »Das Rote Buch und die Metamorphose der Welt — eine Forschungsreihe«
11. Februar 2023 - 10:30 Uhr
Evangelisches Kirchenforum Stadtmitte an der Parochialkirche, Klosterstr. 66, 10179 Berlin
Referent: Dr. Alfred Messmann und Wolfgang Heine
mit Dr. Alfred Messmann und Wolfgang Heine (Berlin) als Gastreferent zum Thema: „Hundert Jahre Psychotherapie und der Welt geht´s immer schlechter“ (von James Hillman und Michael Ventura).
Dr. Messmann schreibt dazu:
Zum Thema unserer Sitzung: Wir werden uns mit der Passage aus Jungs Erkundungsreise zu den Tiefen seiner Seele auseinandersetzten, die Jung im „Liber Primos“ mit der Überschrift „Zerspaltung des Geistes“ bezeichnet hat. In dieser Passage konfrontiert ihn seine Seele mit den beiden Seiten ihrer Existenz, der dunklen und der schöpferischen und bringt Jung in einen Zustand tiefster Verwirrung und Ärgernis. Jung schreibt: „Du nahmst eines Gottes Maske vor und ich verehrte dich. Nun nimmst du eines Teufels Maske, wehe, eine ungeheuerliche, die Maske des Banalen, des ewig Mittelmäßigen!“ Darauf hört Jung die Worte seiner Seele: „Das ist Bürgerkrieg“.
Wolfgang Heine wird uns die Arbeit des jungianischen Lehranalytikers James Hillman mit seiner Kritik an der therapeutischen Praxis vorstellen. Dazu schreibt er:
Dieses Buch wurde 1999 von James Hillmann in Zusammenarbeit mit Michael Ventura publiziert. Sicher ist, dass die Welt seit dem nicht überschaubarer geworden ist. Bei einem Kongress in Washington, der sich mit dem damals neu erschienenen „Roten Buch“ von C. G. Jung auseinandersetzte, sagte Hillman zu Beginn seines Vortrags: „Wir werden von Kräften und Mächten gelebt, die wir nur vorgeben zu verstehen“. Hillman, der in den frühen 60er Jahren Präsident des Jung Institutes in Zürich war und C. G. Jung noch persönlich erlebt hatte, war bewusst, dass wir nur einen oberflächlichen Zugang zu den Kräften haben, die uns unser Leben diktieren, die uns zu Sklaven degradieren und eine Autonomie von ihnen nur durch einen tiefgehenden Bewusstwerdungsprozess erreicht werden kann. Wir müssen uns fragen, ob die Welt, die wir geschaffen haben, Ergebnis unserer kollektiven Unbewusstheit ist.
Abgetrennt von unserer Natürlichkeit, führen wir vieles, was wir beginnen, in den Abgrund und sind nicht in der Lage, die Erfahrung des Abgrunds in eine konstruktive Haltung gegenüber dem Leben zu verwandeln. Das Buch stellt die Frage, inwieweit es in der Verantwortung der Psychotherapie liegt und lag, diese Bewusstheit herzustellen, bzw. worin das Versagen des Psychiatrisch/Psychotherapeutischen Systems liegt, dass diese Bewusstheit nicht erlangt worden ist.
In meinem Vortrag möchte ich mich mit dieser Fragestellung der beiden Autoren auseinandersetzen.
Zu Beginn der Sitzung wird – wie immer – eine Übersicht über den Stand unserer bisherigen Erkundungsreise gegeben. Unsere Forschergruppe ist eine offene Gruppe; daher sind neue Interessenten jederzeit herzlich willkommen.
Zu den Personen:
Dr. Alfred Messmann: Studium der Erziehungswissenschaft. Ausgebildet in Kommunikations -Psychologie und der Prozessarbeit nach A. Mindell (in Fortsetzung der Psychologie C. G. Jungs). Ehemaliger Dozent an der HDK Berlin. Seit 1995 tätig als selbständiger Coach und psychologischer Begleiter für Tiefenprozesse. Autor zahlreicher Aufsätze zu Psychologie und Kunst. Vorstandsmitglied der C.G. Jung-Gesellschaft.
Wolfgang Heine: Diplomanalytiker ISAP Zürich. Master of science der Psychologie. Universität Krems, Österreich, arbeitet in eigener Praxis in Berlin
Kostenbeitrag: 12/ 10/ 8 Euro (Gäste/ Mitglieder/ Studierende und Erwerbslose).