C.G. Jung Gesellschaft Berlin
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Lektüre Seminar mit Vortrag: »Das Rote Buch und die Metamorphose der Welt— eine Forschungsreihe«

19. November 2022 - 10:30 Uhr
Evangelisches Kirchenforum Stadtmitte an der Parochialkirche, Klosterstr. 66, 10179 Berlin
Referent: Dr. Alfred Messmann und Dr. Jörg Rasche

Diesmal wird Dr. Jörg Rasche (Berlin) unser Gast sein. Er spricht über den Philosophen „Baruch de Spinoza“.

Dr. Jörg Rasche schreibt dazu:

Ein Wegbereiter der „Metamorphose der Welt“ beim Übergang in die Neuzeit war Baruch (Benedict) de Spinosa (1632 – 1677). Geboren als Kind von vor der Inquisition aus Spanien Geflüchteten, und aufgewachsen im sephardischen Milieu in Amsterdam, begann er früh die Glaubenssätze seiner Gemeinde zu hinterfragen. 1656, mit 24 Jahren, wurde er aus seiner jüdischen Gemeinschaft, aus dem jüdischen Volk, ausgestoßen und offiziell verflucht. Im herrschenden calvinistischen Milieu der Niederlande erging es ihm nicht viel besser. Von allen Seiten mit dem Bann belegt entwickelte er seine eigene Philosophie, eine Liebe zu Gott aus dem Bewusstsein heraus (amor intellectualis dei). Sie führte über die Vorstellung des Descartes von den „zwei Substanzen“ (der geistigen res cogitans und der körperlichen res extensa) hinaus. Für Spinoza gibt es nur die eine einzige Substanz, nämlich Gott, aus der sich wie in der Natur (deus sive natura) alles existierende ableitet. Spinoza, ein leidenschaftlicher Demokrat (!), schrieb eine erste wissenschaftliche Kritik an den Dogmen der Synagoge und der Kirchen, und er entwickelte in seinem Hauptwerk (Ethik) eine erste Form von Psychologie. Die Anklänge an das Archetypenkonzept C. G. Jungs sind erstaunlich. Spinoza galt als gefährlicher Atheist, er war berüchtigt, gefährdet- und bewundert und geliebt. Goethe schrieb viel später über ihn: „Es schien sich mir eine große und freie Aussicht über die sinnliche und sittliche Welt aufzutun. Was mich aber besonders an ihn fesselte, war die grenzenlose Uneigennützigkeit, die aus jedem Satz hervorleuchtete.“

Im Kontext des „Roten Buchs“ – der Tiefenreise von C. G. Jung in die Welt des Unbewussten – wird zunächst eine Übersicht über den Stand unserer bisherigen Erkundungsreise gegeben. Danach werden wir uns mit Jung auf die nächste Etappe in der Erkundung seiner Seele begeben: hin zu der Passage, die er im ersten Buch „Liber Primus“ mit der Überschrift: „Die Wüste – Erfahrungen in der Wüste“ bezeichnet hat. Hierzu ein Leitgedanke: „Ich war überwältigt von der unendlichen Unfruchtbarkeit der Wüste (meines eigenen Selbst). Wie auch hätte dort etwas gedeihen können, fehlte doch die Schöpferkraft des Begehrens.“
Es ist eine offene Gruppe, neue Interessenten sind jederzeit herzlich willkommen.

Zu den Personen:

Dr. Alfred Messmann, Studium der Erziehungswissenschaft. Ausgebildet in Kommunikationspsychologie und der Prozessarbeit nach A. Mindell (in Fortsetzung der Psychologie C. G. Jungs). Ehemaliger Dozent an der HDK Berlin. Seit 1995 tätig als selbständiger Coach und psychologischer Begleiter für Tiefenprozesse. Autor zahlreicher Aufsätze zu Psychologie und Kunst. Vorstandsmitglied der C.G. Jung-Gesellschaft.

Dr. Jörg Rasche, Facharzt für Psychotherapie, Psychoanalyse, Psychotherapie (DGAP, IAAP), Sandspieltherapeut (DGT, ISST), Gründungsmitglied der Berliner C. G. Jung-Gesellschaft, hat sich seit seiner Jugend mit Spinoza und seinem Kreis beschäftigt. Ein Spinoza-Roman („Die Substanz der Freiheit“) soll demnächst erscheinen.

Kostenbeitrag: 12 / 10 / 8 € (Gäste/Mitglieder/Studierende und Erwerbslose)

 

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