C.G. Jung Gesellschaft Berlin
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»Christliche Meditation: Das Jesus- oder Herzensgebet im Rahmen der Arbeitsgruppe „Jung und der westliche spirituelle Weg aus heutiger Sicht“« Vortrag und Diskussion

7. Dezember 2024 - 15:00 Uhr
Evangelisches Kirchenforum Stadtmitte an der Parochialkirche, Klosterstr. 66, 10179 Berlin
Referent: Dr. med. Manfred Krapp

Unser Referent schreibt dazu:
Das Jesusgebet ist der älteste christliche Meditationsweg. In der orthodoxen Spiritualität hat es eine zentrale Bedeutung und wird in der heute gebräuchlichen Form seit dem 6. Jahrhundert praktiziert. Die ununterbrochene Anrufung des Namen Jesu kann in der Tiefe des Herzens eine Gotteserfahrung hervorrufen. Körper, Seele und Geist verbinden sich im Herzen zu einer Ganzheit, daher heißt das Jesusgebet auch Herzensgebet. Vorstufen davon praktizierten schon die Wüstenväter der ersten nachchristlichen Jahrhunderte und fanden z.B. in der Benediktinerregel Eingang in das monastische Leben. Die Klöster auf dem Berg Athos wurden zum Zentrum des Jesusgebetes und machten den Hesychasmus zu seiner theologischen Grundlage. Über das Erlangen von Hesychia (griechisch: Ruhe oder Stille) kann das Jesusgebet auf seiner höchsten Stufe, dem immerwährenden Gebet, in einer visionären Erfahrung des ungeschaffenen, göttlichen Taborlichts, der inneren Entsprechung zur Verklärung Christi auf dem Berg Tabor, gipfeln.

Das Ende des 19. Jahrhunderts in Russland entstandene Buch „Aufrichtige Erzählungen eines Pilgers“ machte das Jesusgebet im Westen bekannt. Die zunehmende Beschleunigung des gesellschaftlichen Lebens in der (Post-)Moderne, verbunden mit Sinnverlust und Entzauberung der Welt, verstärkte das Bedürfnis nach innerer Sammlung im eigenen (spirituellen) Herzen, wie sie das Jesusgebet als (vordergründig) einfache mantrische Meditations- oder Gebetsform möglich macht.

Nach der historischen Entwicklung des Jesusgebetes und seinen theologischen Stellenwert im orthodoxen Christentum möchte ich seine vielfältigen aktuellen Praxisformen vorstellen, darunter auch die „via cordis“ des jungianischen Analytikers Jans-Scheidegger. Die religiös-spirituelle Kraft des Jesusgebetes ist mit tiefgehenden psychologischen und therapeutischen Wirkungen, aber auch Gefahren, verbunden, die ich aus Sicht der (jungianischen) Tiefenpsychologie und der Meditationsforschung erörtere, ebenso Ansätze einer orthodoxen Psychotherapie besonders zur Behandlung noogener Neurosen, bei denen Sinn- und Werteverlust zentral sind.

Zur Person:
Dr. med. Manfred Krapp
ist Facharzt für Psychiatrie und Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Ausbildung zum jungianischen Psychoanalytiker am C.G. Jung-Institut Zürich. Promotion bei Prof. G. Benedetti über bildnerische Gestaltungen von psychotisch Kranken in Gruppen. Seit 1985 niedergelassen. Dozententätigkeit an den Jung-Instituten Zürich und Brasilia, und an der Akademie für Psychotherapeutische Medizin Berlin (APM). Zahlreiche Publikationen und Vorträge, besonders zum jungianischen Bild- und Symbolverständnis, und zur Psychotherapie der Psychosen.
Buchveröffentlichungen:  „ICH – DU – WIR. Zur bildnerischen Symbolik von therapeutischen Transformationsprozessen in Gruppen“. Opus magnum 2010
„‘Das Girl von Ipanema‘ als Seelenbild. Tom Jobims unerfüllte Sehnsucht.“ Ibidem-Verlag 2016
Teilnahmegebühr  12/10/8 € (Gäste/MItglieder/Studenten und Erwerbslose)

Ort: Evangelisches Kirchenforum Stadtmitte an der Parochialkirche, Klosterstr. 66, 10179 Berlin

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