MUSIK UND PSYCHE »Wanderschaft, Liebe und Freundschaft in der Fantasie f-moll op 103 von Franz Schubert« (Klavier zu vier Händen & Vortrag)
5. November 2016 - 15:00 Uhr
Praxis Dr. Veronika Veltkamp, Badensche Str. 54, Berlin
Referent: Dr. Gudrun Lerch & Dr. Jörg Rasche (Berlin)
Die Musik des Franz Schubert ist so besonders durch überirdische Schönheit und tiefe Tragik. In seinem letzten Lebensjahr schrieb der 31-jährige seine großen Klaviersonaten, den Liederzyklus der »Winterreise« und die Fantasie in f-moll. Es ist die Musik eines Wanderers, der eine Art Heimat nur noch findet im Komponieren und im gemeinsamen, vierhändigen Klavierspiel. Der Schönheit seiner Musik kann man sich kaum entziehen. Gewidmet ist die Fantasie, »so wie eigentlich alles«, der Komtesse Caroline Esterházy, seiner heimlich geliebten und unerreichbaren Klavierschülerin. Das große Werk wird vorgestellt und analysiert. Außerdem werden einige Lieder Schuberts gesungen, die in enger Beziehung zur Fantasie stehen: »Das Wandern« und »Trockene Blumen« aus der Schönen Müllerin, und das Eingangsstück »Gute Nacht« aus der Winterreise. MUSIK UND PSYCHE – die Reihe in der Berliner C. G. Jung-Gesellschaft – schlägt Brücken zwischen Musik und Psychoanalyse, so wie es der große Pianist Claudio Arrau vorgeschlagen hat. Bei Schubert wird deutlich, dass nicht nur das persönliche Schicksal, sondern auch die soziale und politische Umgebung die Musik prägt. Der vertraute Kreis der »Schubertiaden« war nicht nur ein Bund von befreundeten Männern und Frauen, sondern auch ein geheimer Debattierclub im Wien der Restauration und Unterdrückung durch den allmächtigen Minister Metternich. Einer der engen Freunde Schuberts, Mayrhofer, war sogar ein Spitzel und Zensor der Geheimpolizei. Schuberts bekanntestes Lied, »Die Forelle«, stammt von Christian Friedrich Daniel Schubart, einem demokratischen Revolutionär, der es im Gefängnis dichtete. Auch die Musik unterlag der Zensur. Der Winter, der Frost, das einsame Wandern sind Topoi in einer Gesellschaft der Unterdrückung. Die Schönheiten der Musik Schuberts erscheinen so wie ein Aufleuchten einer Hoffnung, einer Utopie von Freiheit und Glück. |
MUSIK UND PSYCHE Zur Person: Dr. Jörg Rasche ist jungianischer Psychoanalytiker und Musiker; zu seinen musikalischen Lehrern gehörten Helmut Walcha und Gustav Leonhardt. In der C. G. Jung -Gesellschaft Berlin gestaltet er die Reihe „Musik und Psyche“. Literaturempfehlung: J. Rasche, Das Lied des Grünen Löwen. Musik als Spiegel der Seele, 2. Auflage bei Psychosozial 2014 Kostenbeitrag 10 / 8 / 5 € (Gäste/Mitglieder und Rentner/Studierende und Erwerbslose) |