Am 24. Dezember 1931 wurde erstmals eine C.G. Jung-Gesellschaft Berlin mit Eva Moritz als Vorsitzender gegründet. Diese Gesellschaft Berlin konnte im Nationalsozialismus zunächst weiter arbeiten, war dann aber zunehmendem Druck ausgesetzt und löste sich zu Beginn des 2. Weltkriegs auf. Einige Berliner Jungianer waren während dieser Zeit im Deutschen Institut für psychologische Forschung und Psychotherapie tätig.
In der Nachkriegszeit haben Jungianer an der Gründung des Instituts für Psychotherapie teilgenommen. Die damalige Initiative zu einem eigenständigen jungianischen Institut oder einer neuen C.G. Jung-Gesellschaft in Berlin wurden zugunsten der Mitarbeit in einem gemeinsamen Institut mit psychoanalytischen Kolleginnen und Kollegen neo-psychoanalytischer Richtung aufgegeben. Erst 1977 wurde das C. G. Jung-Institut Berlin gegründet. Diese beiden Institute in Berlin haben sich überwiegend der psychoanalytischen und psychotherapeutischen Weiterbildung gewidmet.
Daneben gibt es seit Jahren erfolgreiche Initiativen in anderen deutschen (z.B. Köln, München, Stuttgart) und schweizerischen (Basel, Zürich) Städten zur Bildung von Jung-Gesellschaften, die Theorien und Methoden der Analytischen Psychologie C.G. Jungs und allgemein interessierende kulturelle Themen aufgreifen. Dies hat uns bewogen, auch in Berlin eine solche Initiative zu ergreifen. Den Hintergrund bilden auch die zum Teil seit Jahrzehnten bestehenden Psychologischen Clubs in Zürich, Basel, London, New York und San Francisco.
Wir wollen uns in nächster Zeit in Vorträgen und Seminaren intensiver mit der Geschichte der Analytischen Psychologie in Berlin beschäftigen. Nicht nur für die Freud’sche Psychoanalyse, auch für die Jungianer in Deutschland bedeutete der Nationalsozialismus eine tiefgreifende Zäsur, da viele junge, begabte jüdische Analytiker jungscher Ausrichtung das Land verlassen mussten. Viele später in England, USA, Italien oder Israel wirkende jüdische Jungianer stammen ursprünglich aus Berlin und mussten während der Nazi-Zeit emigrieren. Zu ihnen zählen z.B. Erich Neumann, Gerhard Adler, Ernst Bernhard, James Kirsch, Werner Engel, Heinz Westmann und Max Zeller. Auch Jungs langjährige Assistentin Aniela Jaffé wurde in Berlin geboren. Wir möchten gern mehr sie alle erfahren, über ihre Zeit in Berlin und das Schicksal ihrer Familien.
Wir wollen uns aber auch mit Vorwürfen gegenüber C.G. Jung beschäftigen, er habe sich antisemitisch geäußert, was Jung selbst immer wieder zurückgewiesen hatte. Hierzu gibt es zahlreiche Debatten, eine umfangreiche Literatur und dazugehörige Quellen. Wir werden auf unserer Website darüber berichten und bieten allen daran Interessierten die Zusammenarbeit an.
Literaturempfehlungen
Zur Geschichte der Jung’schen Psychologie weltweit:
Thomas B. Kirsch (2007): C.G. Jung und seine Nachfolger. Psychosozial Verlag Gießen
Zum ganzen Komplex der Geschichte der Psychoanalyse in Deutschland:
Regine Lockot (1985): Erinnern und Durcharbeiten. Zur Geschichte der Psychoanalyse und Psychotherapie im Nationalsozialismus. Psychosozial Verlag, Gießen